Krebserkrankungen - Vulva- und Scheidenkrebs
Scheidenkrebs
Scheidenkrebs ist äußerst selten. Pro Jahr erkranken etwa 500 Frauen an dieser Krebsart. Das Erkrankungsalter liegt im Durchschnitt bei über 70 Jahren. Es können auch jüngere Frauen betroffen sein. In diesen Fällen liegt häufig eine Infektion mit Humanen-Papilloma-Viren (HPV) vor.
Was ist Scheidenkrebs?
Während die Vulva die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane umfasst, gehört die Scheide zu den inneren Geschlechtsorganen. Die Scheide ist ein länglicher Schlauch und besteht aus Bindegewebe und Muskelfasern. Sie ist die Verbindung von der Gebärmutter nach außen. Als Scheiden- oder Vaginalkrebs werden bösartige Tumore der Scheide bezeichnet. Am häufigsten entarten Zellen der obersten Schleimhautschicht. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann vom Plattenepithelkarzinom.
Anzeichen
Scheidenkrebs verursacht zu Beginn meist keine Beschwerden. Erst im späteren Stadium kommt es zu leichten unregelmäßigen Blutungen, vor allem nach dem Geschlechtsverkehr, oder zu verstärktem Ausfluss. Der Tumor kann sich auch auf umliegendes Gewebe und weitere Organe ausbreiten. Dies kann zu Unterleibsschmerzen und Störungen der Harnblase und des Darms führen.
Die Symptome können auch auf andere Erkrankungen hindeuten. Sollten Sie entsprechende Veränderungen bei sich feststellen, muss es sich also nicht um eine Krebserkrankung handeln. Sie sollten jedoch zur Sicherheit Ihre Frauenärztin/Ihren Frauenarzt aufsuchen, um die Symptome abklären zu lassen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen von Scheidenkrebs sind bisher unklar. Ein bekannter Risikofaktor ist die Infektion mit Humanen-Papilloma-Viren (HPV-Infektion). Da eine Infektion mit den Viren in der Regel keine Beschwerden verursacht, bemerken die meisten Frauen nichts von der Infektion. Eine Infektion mit HPV bedeutet jedoch nicht automatisch, dass Sie eines Tages Krebs bekommen werden.
Früherkennung und Diagnose von Scheidenkrebs
Häufig wird Scheidenkrebs erst bei der gynäkologischen Routineuntersuchung festgestellt, da er wenig Beschwerden macht. Auch Frauen im höheren und hohen Lebensalter sollten deshalb regelmäßig eine Gynäkologin/einen Gynäkologen aufsuchen. An der jährlichen Krebsfrüherkennungsuntersuchung können Frauen ab 20 Jahren teilnehmen. Die Kosten trägt die Krankenversicherung, die Teilnahme an der Untersuchung ist freiwillig.
Diagnose
Wird bei Ihnen während der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung ein Zellabstrich (PAP-Abstrich) aus einem verdächtigen Bereich in der Scheide entnommen, der auffällig ist, untersucht die Ärztin/der Arzt die Scheide noch einmal mit einem Untersuchungsmikroskop (Kolposkopie). Eine Gewebeprobe kann die Diagnose sichern. Mittels Tastuntersuchung, Ultraschall der Scheide und Spiegelung von Harnwegen und Darm kann die Ärztin/der Arzt prüfen, wie sehr sich der Tumor ausgebreitet hat.
Behandlung von Scheidenkrebs
Kleine Scheidenkarzinome können operativ entfernt werden, beispielsweise in einem von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten gynäkologischen Krebszentrum. Hat sich der Tumor ausgebreitet, wird die Scheide meist vollständig entfernt und möglichst später rekonstruiert. Je nach Ausbreitung werden bei der Operation auch die Gebärmutter sowie nahe gelegene Lymphknoten entnommen.
Je nach Tumorart kann auch eine Strahlentherapie in Betracht gezogen werden, bei der die Scheide erhalten bleibt, sich allerdings narbig verengt. Besonders bei fortgeschrittenen Tumoren kommt diese Behandlungsmethode zum Einsatz. In einigen Fällen ist eine Kombination der Strahlentherapie mit anschließender Operation notwendig.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen der Therapie sind unter anderem:
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
- Blutungen im Darm
Die Behandlung des Vaginalkarzinoms kann zu einer Beeinträchtigung der Sexualität führen. Sowohl körperliche als auch psychische Faktoren können hierfür die Ursache sein. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt darüber. Unter Umständen ist eine zusätzliche Beratung durch eine Psychoonkologin/einen Psychoonkologen sinnvoll. Selbsthilfegruppen und Krebsberatungsstellen können Sie ebenfalls bei der Bewältigung Ihrer Erkrankung unterstützen. Die Adressen erhalten Sie von Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt.
Nachsorge
Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen helfen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten dabei, Nebenwirkungen - ebenso wie mögliche Rückfälle (Rezidive) - rechtzeitig zu erkennen. Die Nachsorgeuntersuchungen finden in der ersten Zeit nach Abschluss der Behandlung in relativ kurzen Zeiträumen statt. Diese werden aber mit zunehmendem zeitlichen Abstand größer. Dies gilt besonders dann, wenn keine Anzeichen für ein Wiederauftreten der Krebserkrankung vorliegen. Ihre Nachsorgeärztin/Ihr Nachsorgearzt wird sie zusätzlich zur medizinischen Betreuung auch zur psychischen und sozialen Rehabilitation beraten.
Rehabilitation
Nach einer abgeschlossenen Krebstherapie kann sich direkt oder zeitnah eine Anschlussheilbehandlung (AHB) anschließen. Doch auch zu einem späteren Zeitpunkt ist eine Rehabilitation oder eine Kur möglich. Die Rehabilitation kann sowohl ambulant in einer Tagesklink als auch stationär durchgeführt werden. Es gibt auch spezielle Nachsorgekliniken, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Krebserkrankungen spezialisiert sind. Ziel der Rehabilitation ist es, die körperlichen und psychischen Folgen der Krebserkrankung zu verringern und die Rückkehr in den (Berufs-)Alltag zu erleichtern.
Zu den Maßnahmen gehören beispielsweise Bewegungsangebote, eine Ernährungsberatung sowie psychoonkologische Unterstützungsangebote. Auch für den beruflichen Wiedereinstieg gibt es verschiedene Unterstützungsangebote. Beispielsweise besteht die Möglichkeit der stufenweisen Wiedereingliederung, damit Sie sich wieder an die beruflichen Belastungen gewöhnen.
Welche Rehabilitationsmaßnahme für Sie geeignet ist, sollten Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt besprechen. Kliniksozialdienste sowie Kranken- und Rentenversicherung können Ihnen bei Anträgen und Fragen zur Kostenübernahme weiterhelfen. Auch Krebsberatungsstellen können Ihnen bei Fragen zum Thema weiterhelfen.
Vorbeugung von Scheidenkrebs
Mit der Entstehung des Scheidenkarzinoms werden Humane-Papilloma-Viren in Verbindung gebracht, besonders der Hochrisikotyp HPV 16. Inzwischen gibt es Impfstoffe, die vor verschiedenen HPV-Typen schützen. Die HPV-Impfung wird für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Da HP-Viren sexuell übertragbar sind, ist es wichtig, dass die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt. Verpasste Impfungen können bis einschließlich dem 17. Lebensjahr nachgeholt werden. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen.
Neben der Impfung, können Sie sich außerdem selbst vor der Erkrankung schützen und Ihr persönliches Krebs-Risiko senken, indem Sie beim Geschlechtsverkehr Kondome nutzen. Hierdurch verringern Sie Ihr Risiko, sich mit sexuell übertragbaren Krankheitserregern anzustecken. Grundsätzlich sollten Sie Ihren Körper immer gut selbst beobachten und Ihre Ärztin/Ihren Arzt aufsuchen, wenn Sie Auffälligkeiten bei sich bemerken. Darüber hinaus hilft die regelmäßige Inanspruchnahme von gynäkologischen Untersuchungen, Erkrankungen frühzeitig zu entdecken.
Zusammenfassung
- Scheidenkrebs entsteht in den meisten Fällen aus bösartigen Veränderungen der obersten Schleimhautschicht der Scheide
- Anzeichen für Scheidenkrebs treten meist erst spät auf; wenn Sie Anzeichen bei sich erkennen, sollten Sie eine Ärztin/einen Arzt aufsuchen.
- Die genauen Ursachen sind unklar, als Hauptrisikofaktor gilt eine HPV-Infektion
- Die Diagnose erfolgt mit Hilfe eines PAP-Abstrich aus dem auffälligen Bereich, einer Koloskopie und einer Gewebeuntersuchung
- Die wichtigste Behandlungsmethode bei Scheidenkrebs ist die Operation
Letzte Aktualisierung: Februar 2023
Basisinformationen zum Scheidenkrebs
Im Onko-Internetportal der Deutschen Krebsgesellschaft finden Sie Informationen zu Ursachen, Symptomen, Diagnose und Therapie von Scheidenkrebs.
Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)
Die Apotheken-Umschau informiert über Ursachen und Risikofaktoren, Symptome, Diagnose, Therapie und Vorbeugung von Scheidenkrebs.
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