Psychische Erkrankungen - Angststörung
Diagnose und Behandlung
Es ist nicht immer einfach festzustellen, wann es sich noch um normale Angst handelt und ab wann eine Erkrankung besteht, die behandelt werden muss. Professionelle Unterstützung sollten Sie dann aufsuchen, wenn Sie einer oder mehrerer der folgenden Aussagen zustimmen:
- Ich werde durch die Ängste in meiner Lebensqualität und Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt
- Wegen meiner Ängste werde ich immer depressiver
- Wegen meiner Ängste habe ich schon Suizidgedanken gehabt
- Ich bekämpfe meine Ängste oft mit Alkohol, Drogen oder Beruhigungstabletten
- Wegen meiner Ängste ist meine Partnerschaft ernsthaft in Gefahr
- Wegen meiner Ängste habe ich Probleme im Beruf oder bin deswegen arbeitslos
In einem ausführlichen Gespräch wird die Ärztin/der Arzt beziehungsweise die Psychotherapeutin/der Psychotherapeut sich nach Ihren Beschwerden und Ihrer Krankengeschichte erkundigen. Sie/Er wird im Verlauf des Gesprächs nach weiteren psychischen und körperlichen Störungen fragen. Auch bestimmte Fragebögen haben sich für die Diagnose einer Angststörung bewährt. Da viele Frauen, die an Ängsten leiden, auch körperliche Beschwerden haben (wie Schwindel, chronische Unterbauchschmerzen oder Herzrasen), ist unter Umständen auch eine körperliche Untersuchung sinnvoll, um organische Ursachen, wie zum Beispiel eine Schilddrüsenerkrankung oder Herzprobleme, auszuschließen.
Behandlung
Angststörungen lassen sich im Allgemeinen gut behandeln. Die Aussicht auf eine erfolgreiche Behandlung ist jedoch umso besser, je früher diese erfolgt. Scheuen Sie sich deshalb nicht, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie an starken Ängsten leiden. Welche Art der Therapie für Sie am besten geeignet ist, entscheiden Sie zusammen mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt oder Ihrer Psychotherapeutin/Ihrem Psychotherapeuten, die/der Sie hierzu umfassend beraten kann. Eine wichtige Rolle spielen vor allem der Schweregrad Ihrer Ängste sowie Ihre Wünsche und Vorstellungen. Angststörungen zeigen oft einen sehr wechselhaften Verlauf, daher sollten während der Behandlung auch mögliche Rückfälle beachtet werden.
Psychotherapie
In Deutschland anerkannte Verfahren sind unter anderem die Verhaltenstherapie und psychoanalytisch begründete Verfahren. Am besten wirksam ist die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie, bei der Sie erlernen, die Denkmuster zu verstehen, die zu Ihren Ängsten führen. Dadurch ist es Ihnen im nächsten Schritt möglich, Ihr Vermeidungsverhalten bewusst zu korrigieren sowie Ihre körperlichen Symptome neu zu bewerten.
Bei einem psychoanalytischen Verfahren werden dagegen unbewusste seelische Konflikte (zum Beispiel aus der Kindheit) aufgearbeitet.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Sie in Begleitung und im Schutz der Ärztin/des Arztes oder der Psychotherapeutin/des Psychotherapeuten immer wieder in die Angst auslösende Situation geführt werden, bis Sie selbst feststellen, dass die Angst mit der Zeit nachlässt. Auf diese Weise lassen sich in der Regel auch sehr starke Ängste gut behandeln.
In manchen Fällen kann auch eine Kombination mit einer medikamentösen Behandlung nötig sein. Bei schweren Angststörungen kann auch ein Klinikaufenthalt sinnvoll sein. Vor Beginn der Behandlung sollten Sie sich bei Ihrer Krankenkasse erkundigen, ob und für welche Therapien sie die Kosten übernimmt.
Medikamente
Bei einer medikamentösen Behandlung kommen häufig Antidepressiva zum Einsatz, da sie eine angstlösende Wirkung haben. Idealerweise werden sie begleitend mit der Psychotherapie eingesetzt, wenn diese allein keine Besserung der Symptome mit sich bringt. Die Medikamente greifen chemisch in den Hirnstoffwechsel ein und beeinflussen die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Die eingesetzten Medikamente können Nebenwirkungen haben. Dazu zählen unter anderem Mundtrockenheit, Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme, innere Unruhe und Schlafstörungen sowie Störungen der Sexualität. Diese lassen sich bei richtiger Anwendung oft vermeiden.
Schlaf- und Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine können zwar helfen Ängste zu lösen, werden allerdings zur Behandlung von Angststörungen nicht empfohlen, da diese Medikamente schnell abhängig machen.
Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt über Ihre Vorstellungen und mögliche Nebenwirkungen, die Sie beobachten, damit Sie gemeinsam die beste Lösung finden können.
Zusammenfassung
- Erste Hinweise auf eine Angststörung kann die Beantwortung einiger Fragen liefern. In einem ausführlichen Gespräch werden die Art und Dauer der Beschwerden sowie Belastungssituationen und Vorerkrankungen festgestellt. Für die weitere Diagnose können verschiedene Fragebögen genutzt werden
- Eine Angststörung lässt sich heutzutage oftmals gut behandeln. Es stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten wie Psychotherapien oder Medikamente zur Verfügung. Welche Therapie oder Kombination für Sie geeignet ist, sollten Sie mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt, Ihrer Psychotherapeutin / Ihrem Psychotherapeuten besprechen
- Medikamente sollten Sie immer nur nach Rücksprache mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt oder Ihrer Psychotherapeutin / Ihrem Psychotherapeuten einnehmen
Letzte Aktualisierung: Mai 2023
BPtK-Patienten-Checkliste für Internetpsychotherapie
Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) stellt Patienten eine Checkliste zur Verfügung, mit der sie Internetangebote in einem ersten Schritt kritisch prüfen können.
Angststörungen
In der Kurzinformation erfahren Sie mehr über normale und krankhafte Angst sowie über ihre Behandlungsmöglichkeiten.
Patientenleitlinie "Angststörungen"
Die Patienten-Leitlinie beschreibt die Ursachen, Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten bei bestimmten Angststörungen, nämlich der Panikstörung (mit und ohne Agoraphobie), der generalisierten Angststörung, der sozialen Phobie und der spezifischen Phobien.
Patientenleitline für Betroffene und Angehörige
Die Leitlinie für Patienten und Angehörige will aufzeigen, welche psychosozialen Behandlungsansätze wirksam und hilfreich sind.
Deutsche Angstselbsthilfe (DASH)
An die DASH können sich Betroffene von Angststörungen aus ganz Deutschland wenden, wenn sie eine Selbsthilfegruppe vor Ort suchen oder von anderen Betroffenen beraten werden wollen.
Selbsthilfeverband für Soziale Phobie - VSSP
Der VSSP bietet spezifische Beratung von Betroffenen für Betroffene an und fördert Sozialphobie - Selbsthilfegruppen und -institutionen.