Frauengesundheitsforschung
Gibt es Unterschiede in der Gesundheit von Frauen und Männern?
Es gibt viele Krankheiten, an denen sowohl Frauen als Männer gleichermaßen leiden. Jedoch treten einige gesundheitliche Besonderheiten ausschließlich bei Männern, und andere ausschließlich bei Frauen auf. Nur Frauen betreffen beispielsweise die Menstruation, die Schwangerschaft und die Wechseljahre (Menopause). Die Frauengesundheitsforschung zeigt außerdem, dass auch Erkrankungen, die sowohl Frauen als auch Männer betreffen – zum Beispiel ein Herzinfarkt – bei Frauen andere Symptome zeigen und einen anderen Verlauf nehmen.
Frauen und Männer nehmen den eigenen Körper in verschiedener Weise wahr und haben unterschiedliche Vorstellungen von Gesundheit und gesunder Lebensweise. Das liegt zum einen an den körperlichen, biologischen und psychischen Merkmalen, die bei Frauen und Männern anders ausgeprägt sind. Zum anderen zeigt die Frauengesundheitsforschung, dass auch geschlechtsspezifische soziale Bedingungen, etwa unterschiedliche Lebenssituationen oder Lebensverläufe, eine Rolle spielen.
Gesundheit entsteht im Alltag, der durch familiäre, berufliche, gesellschaftliche und persönliche Bedingungen bestimmt ist. In der gesundheitlichen Versorgung und in der Gesundheitsvorsorge müssen daher auch die unterschiedlichen Lebenslagen von Frauen – wie Mutterschaft und Berufstätigkeit, Jugend und Alter, Armut und Reichtum – berücksichtigt werden.
Was ist das Ziel von Frauengesundheitsforschung?
Das Gesundheitssystem und die medizinische Forschung waren lange auf ein medizinisch-biologisches Verständnis von Krankheit und Gesundheit festgelegt. Hier hat die Frauengesundheitsforschung ein kritisches Bewusstsein entwickelt. Sie sieht die Geschichte der naturwissenschaftlichen Medizin im Licht der Geschlechterverhältnisse. Wo der männliche Körper als normal galt, interessierte sich die medizinische Wissenschaft vor allem für die weiblichen Abweichungen von dieser Norm, die sie häufig als krankhaft wertete.
Die Frauengesundheitsforschung hinterfragt deshalb Zuschreibungen und Diagnosen, die unter diesem Gesichtspunkt gestellt wurden. Für die Gesundheitsforschung fordert sie eine Blickweise, die die gesundheitlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern angemessen berücksichtigt – in der Gesundheitsberichterstattung, in der Entwicklung von Diagnoseverfahren und bei Therapien. Darüber hinaus drängt die Frauengesundheitsforschung auf eine geschlechtersensible Struktur des Gesundheitswesens, die in der gesundheitlichen Versorgung und bei der Gesundheitsförderung den Bedürfnissen von Frauen entspricht.
Tipps zum Weiterlesen
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: Der kleine große Unterschied von Frauen und Männern
- Robert Koch-Institut:Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland – wichtige Fakten auf einen Blick
- Robert Koch-Institut:Migration und Gesundheit: Ergebnisse und Perspektiven aus dem IMIRA-Projekt
- Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Österreich:Frauengesundheitsbericht Österreich 2022
- Wiener Programm für Frauengesundheit: Wiener Studie zum Konsum von Zigaretten und Alkohol während der Schwangerschaft und Stillzeit
- Gesundheit.gv.at: Gendergesundheit & Frauengesundheit
- pronovaBKK: Gendermedizin: Unterschiede für Gleichberechtigung
- Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz: Forschungsergebnisse für Deutschland
Letzte Aktualisierung: März 2023
Organisationen
Das Frauengesundheitsportal bietet zum Thema "Frauengesundheitsforschung" folgenden Überblick zu:
Daten und Fakten zur Frauengesundheit
Aktuelle Daten und qualitätsgesicherte Fakten rund um Lebenslagen, Gesundheit und Krankheit von Frauen finden Sie im Infoblatt des Frauengesundheitsportals.
Frauengesundheitsbericht
Der Bericht "Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland" des Robert Koch-Instituts informiert umfassend über den Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten und die Gesundheitsversorgung von Frauen in Deutschland.
Gesundheit und Versorgung von Frauen ab 50 Jahren
Ausgabe 2/2020 des Journal of Health Monitoring berichtet über Ergebnisse des Projekts Frauen 5.0, das die Gesundheit und Versorgung von Frauen ab 50 Jahren in den Blick nimmt.
AdvanceGender
Auf der Seite von AdvanceGender werden Wege aufgezeigt, wie die Vielfalt und die sozialen Aspekte von Geschlecht in der Gesundheitsforschung und -berichterstattung umfassender berücksichtigt werden können.
Genderaspekte bei Arzneimitteln
Wirkungen und Verträglichkeit eines Medikaments können sich aufgrund von biologischen, sozialen und kulturellen Faktoren bei Mann und Frau unterscheiden. Erfahren Sie mehr zu diesem Thema auf dem öffentlichen Gesundheitsportal Österreich.