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Für ein rauchfreies Zuhause während der Schwangerschaft und danach
Ein rauchfreies Zuhause schützt Mutter und Kind – schon während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Doch mit Willensstärke allein ist der Rauchstopp oft nicht zu schaffen. In Bremen startet jetzt ein neues Beratungsprogramm, das werdende Mütter gezielt unterstützt.
Viele werdende Eltern entscheiden sich zu Beginn der Schwangerschaft, rauchfrei zu werden. Schätzungen des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2021 zufolge rauchen dennoch 7 bis 9 % der Schwangeren. Unter Schwangeren in schwierigen Lebenssituationen ist dieser Anteil noch einmal deutlich höher. Es gibt nur wenige Erkenntnisse darüber, in welchem Ausmaß Schwangere und Neugeborene durch Passivrauch belastet sind. Insgesamt zeigt die bisherige Forschung, dass Willensstärke allein in den meisten Fällen nicht ausreicht, um mit dem Rauchen aufzuhören.
„Als Vertrauenspersonen sind Hebammen besonders geeignet, um das Thema ‚rauchfreies Zuhause‘ offen und nicht verurteilend mit den Familien zu besprechen“, erklärt Prof. Dr. Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Epidemiologie und Präventionsforschung – BIPS in Bremen. Deshalb bieten Hebammen in Bremen im Rahmen des Projekts „Rauchfreies Zuhause in der Schwangerschaft und frühen Kindheit“ systematische Beratung und Unterstützung zur Rauchentwöhnung und für ein rauchfreies Zuhause an. Das Projekt wird von dem Hausbesuchsprogramm Pro Kind, DRK-Kreisverband Bremen e. V. und den Hebammenzentren West und Ost umgesetzt und vom BIPS wissenschaftlich begleitet. Christine Sellschopp, Leitung von Pro Kind Bremen erklärt: „Wir unterstützen schon seit langem die von uns begleiteten Familien, die sich überwiegend in schwierigen Lebenssituationen befinden, ein ‚rauchfreies Zuhause‘ zu schaffen. Dabei haben auch wir die Erfahrung gemacht, wie wichtig eine begleitende, motivierende, nicht verurteilende Haltung ist. Nun freuen wir uns, mit dem BIPS-Projekt eine für uns neue, erprobte Methode kennenzulernen und anzuwenden, vor allem aber über eine wissenschaftliche Auswertung, die auch in Zukunft unsere Arbeit qualitativ verbessern wird.“
Das Beratungskonzept wurde in Australien unter der Leitung von Prof. Gillian Gould von der Southern Cross University mit schwangeren Frauen aus indigenen Bevölkerungsgruppen entwickelt. Das Konzept umfasst nicht nur Atemtests zur genauen Bestimmung des Rauchverhaltens und erprobte Strategien zur Verhaltensänderung, sondern bezieht auch gezielt die persönlichen und sozialen Lebensumstände der Familien mit ein. Bei starker Nikotinabhängigkeit kommt zudem eine Nikotinersatztherapie zum Einsatz. Die Erprobungsphase des Projektes beginnt im Oktober 2025 und endet im April 2026. Das BIPS erforscht die Akzeptanz und Umsetzbarkeit dieses Beratungsansatzes im deutschen Kontext und untersucht, ob sich erste Hinweise auf eine Wirksamkeit ergeben. „Unser Ziel ist es, herauszufinden, wie gut der Beratungsansatz im Alltag der Familien funktioniert und ob er nachhaltige positive Effekte zeigt“, sagt Dr. Tilman Brand, Leiter der Fachgruppe Sozialepidemiologie am BIPS. Das Projekt wird von der Deutschen Krebshilfe finanziert.
Zitiert nach einer Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS GmbH